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Samstag, 18. Mai 2024

Horst Moser und tgm starten das Projekt Escehaeriefte


Eigentlich sollte Horst Moser, geschäftsführender Gesellschafter von independent Medien-Design, München, „nur“ ein Seminar für Titelgestaltung für die Typographische Gesellschaft München (tgm) halten. „Relativ schnell habe man gemerkt, dass ein Seminar das Thema nur in unbefriedigendem Maße behandeln könne. So entstand die Idee zu einem Profiworkshop, an dem die Konzeption und Realisierung einer Zeitschrift konsequent durchexerziert werden sollte. Auch das Thema stand schnell fest: Schrift – passend zur tgm, die als Herausgeberin des Heftes fungiert, das damit quasi zu ihrem CP-Medium geworden ist“, erzählt Moser

Das neu entstandene 122 Seiten umfassende Magazin, das in seinem Titel Escehaeriefte das Wort Schrift buchstabiert, entstand in einem mehrtägigen Profi-Workshop sowie etlichen Wochen Arbeit in der Vor- und Nachbereitung unter der Leitung von Moser und Boris Kochan, Leiter der tgm. Als Chefredakteur fungierte Herbert Lechner sowie 12 Gestaltern und Journalisten.

„Die beteiligten Grafiker, die übrigens hauptberuflich nicht in der Zeitschriftenbranche tätig sind, waren bei diesem Projekt an Entscheidungsprozessen beteiligt, mit denen sie sonst im üblichen Verlags-Ablauf nichts zu tun haben. Von der Themen- und Namensfindung bis dahin, in welcher Reihenfolge die Geschichten erzählt werden, sei alles in der Gruppe diskutiert worden“, berichtet Moser (Foto). „Wichtig ist mir, dass alle Teilnehmer viel über Zeitschriftengestaltung gelernt haben. Etwa beim Legen der Abfolge haben manche gemerkt, dass es sehr wichtig ist, wie bestimmte Geschichten aufeinander treffen. Oder auch, dass man im Heft den Erzählrhythmus beschleunigen und verlangsamen kann.“

Ein anderer Aspekt, der die Besonderheit dieses Workshops verdeutlichte war, dass die beteiligten Texter und Journalisten sich in die Gestaltung ebenso eingemischt haben wie die Gestalter in die Texte. Dass nach etlichen Vorschlägen ausgerechnet der Titelbild-Entwurf des Redaktions-Fotografen das Rennen machte, ist für Moser ein Zeichen dafür, wie engagiert und interdisziplinär die Gruppe gearbeitet hat.

Das Heft ist für den interessierten Durchschnittsleser konzipiert, der Interesse an dem Thema Schrift hat. Das Magazin für alphabete Kultur will intelligent unterhalten. Geschichten über Teheraner Graffitisprayer sind ebenso vertreten wie  Artikel über die Geschichte der Schrift, Analphabeten und Porträts von Künstlern, die mit Schrift arbeiten.

Escehaeriefte erscheint in einer Auflage von 25.000 Exemplaren, davon werden 4.000 Exemplare am Kiosk zum Copypreis von zehn Euro angeboten. Moser: „Ich finde das Thema zu interessant, als dass nach einer Ausgabe wieder Schluss sein sollte.“

Pitch: „… viel unbezahlte Arbeit...“

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt Horst Moser mit dem Launch des Titels CUT im diesem Frühjahr. Anstatt im Auftrag eines Unternehmens ein Magazin zu produzieren, geht die CP-Agentur in „Vorleistung“ und sucht sich dann die kooperierenden Unternehmen.

Moser, der sich mit seiner CP-Agentur independent Medien-Design, nicht mehr an CP-Pitches beteiligt, meint dazu: „Das bedeutet oft nichts anderes, als dass die Agenturen mit viel unbezahlter Arbeit in Vorleistung gehen und am Ende schlicht der billigste Anbieter den Job bekommt, unabhängig von der Qualität. Mit CUT haben wir den Spieß umgedreht und das Heft nach unseren Vorstellungen konzipiert und realisiert. Nun bieten wir Unternehmen Kooperationen an.“

Im März 2009 erschien die Erstausgabe der Modezeitschrift. Darin wird getreu dem Motto „Leute machen Kleider“ jungen Lesern, die keine Näh-Vorkenntnisse haben, erklärt, wie sie Trendstücke selber machen können, eine Art „Pop-Version der Burdahefte“.

CUT war nach wenigen Wochen ausverkauft

Mit CUT hat Moser bewiesen, dass sein CP-Konzept aufgehen kann. Nicht nur, dass nach ein paar Wochen die erste Auflage ausverkauft war, bekundeten laut Moser mehrere Unternehmen „äußerstes Interesse“ an einer Zusammenarbeit, unter anderen will ein großes Modelabel ein exklusives Schnittmuster in CUT veröffentlichen. „Wenn das Konzept durch das übliche Marktforschungsprozedere eines großen Verlags gegangen wäre, wäre wahrscheinlich ein routiniert weichgespültes Produkt herausgekommen“, erklärt Moser.

„Wir haben bei CUT alles anders gemacht, als uns die Profis geraten haben. Es gab keine Marktforschung, auch auf traditionelle Werbung haben wir komplett verzichtet.“ So beinhaltete das Magazin, auch ohne Nullnummer, mehrere bezahlte Anzeigen. Beworben worden sei für das Heft über etliche Modeblogs, die ausführlich über die Neuerscheinung berichteten.

Internationales Interesse an CUT

Mittlerweile gibt es laut Moser Anfragen aus Australien, wann die erste englischsprachige Ausgabe erscheint und Nachbestellungen kamen aus den Niederlanden, USA, Großbritannien, Australien und Taiwan.

Obwohl in der Erstausgabe kein Abonnement angeboten wurde, hat die Redaktion bereits mehrere 100 Abo-Anfragen auf dem Tisch. „Wir mussten dafür nicht mit Uhren oder anderen Geschenken werben“, so Moser: „Eigentlich ist dieses Magazin ein Lehrstück darüber, dass man auch mit geringem Budget aus einer Zeitschriftenidee einen Erfolg machen kann.“

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(bmw) 08.07.2009

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