Immer digitaler, immer fragmentierter - Audio-Nutzung im Wandel

Digitaler und fragmentierter. In der Pandemie haben Trends, die sich schon länger abgezeichnet haben, an Tempo gewonnen. Das Hamburger Beratungs- und Prüfungsunternehmen Deloitte hat im vergangenen Jahr gleich zweimal Mediennutzer in Deutschland zu ihrem Konsum von Audio-Diensten befragt, turnusmäßig im Februar 2020 vor dem ersten Lockdown, auf den ein Peak bei der Mediennutzung folgte. Um zu überprüfen, wie nachhaltig diese Entwicklung ist, hat Deloitte eine weitere Befragung in der zweiten Jahreshälfte durchgeführt als die Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen gelockert wurden.

„Das Neue, Digitale gewinnt in der Pandemie weiter an Bedeutung und zwar durchaus zu Lasten der traditionellen Angebote im Audio-Bereich“, erklärt Klaus Böhm, Leiter des Bereichs Media & Entertainment bei Deloitte. „Besonders deutlich zeigt sich diese Entwicklung, wenn wir uns Streaming und Radio genauer anschauen. Innerhalb weniger Monate ist der Anteil täglicher Hörer von Spotify, Deezer & Co. um beachtliche fünf Prozentpunkte gestiegen. Eigentlich hatte sich das Wachstum im Streamingbereich zuletzt deutlich verlangsamt, doch die Pandemie wirkt hier als digitaler Booster.“

Tägliche Nutzung von Audioangeboten

© Deloitte

Digitale Alternativen wie der Podcast rütteln, so die Forscher, am Informationsmonopol des Radios. Gerade in der Pandemie waren Podcasts mit ausführlichen Informationen und Expertengesprächen. Dass auch Radio digital die Zeichen der Zeit erkannt hat, zeigt zum Beispiel das vom NDR initiierte mega erfolgreiche Corona-Update von Christian Drosten und Sandra Ciesek.

Podcasts sind im Mainstream angekommen

Inzwischen hört in Deutschland jeder Zweite mehr oder weniger regelmäßig Podcasts. 23 Prozent der deutschen Mediennutzer geben an, heute mehr Podcasts zu hören als vor der Pandemie. Zudem gibt es kaum noch Themen, zu denen es keinen Podcast gibt. Nur noch fünf Prozent der Deutschen wissen gar nicht, was Podcasts sind.

Clubhouse sorgt für Aufregung im Audio-Bereich

Das Beispiel Clubhouse zeige, dass auch sehr spezifische Audio-Angebote innerhalb kürzester Zeit ein hohes Maß an Aufmerksamkeit erlangen und eine kritische Nutzerbasis aufbauen können. Ob die App auch langfristig erfolgreich sein wird, sei jedoch noch fraglich.

(Wieder)gekommen um zu bleiben: Vinyl wächst wieder

Ein unbeugsamer analoger Klassiker hört jedoch nicht auf, Widerstand zu leisten: „Die gute alte Schallplatte entwickelt sich nachhaltig gegen den digitalen Trend“, sagt Ralf Esser, Leiter Industry Insights bei Deloitte. „Während der Pandemie ist ihre Anhängerschaft sogar leicht gewachsen, wenn auch auf moderatem Niveau. In den USA hat Vinyl erstmals seit 1986 die CD sogar wieder beim Umsatz überflügelt. Vinyl manifestiert sich immer mehr als Premium-Nische für Audiophile und Freunde haptischer Produkte.“