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Freitag, 17. Mai 2024

Kino- und Musikmagazine: Mehr als nur eine Vorstellung

Die ganz großen Boomjahre der Filmtheater, bevor das Fernsehen Einzug in die Wohnzimmer hielt, sind an sich vorbei. Zu lange hatten sich die Kinobetreiber auf ihren Lorbeeren ausgeruht. Der Launch der Privatsender in den 80iger Jahren und die mittlerweile unzähligen Pay-TV-Sender sowie das Home-Entertainment nagten an den Besucherzahlen. Aus den ehemals reinen Lichtspielvorführungen der Kinobetreiber sind geschickt Inszenierungen von Kino und Events geworden.

Das Medium Kino darf aber nicht unterschätzt werden, denn noch nie war das Angebot in den deutschen Kinos an nationalen und internationalen Filmproduktionen so groß. Mit Preview- und Premieren-Veranstaltungen wird der Reiz des Kinobesuchs als „Ausgeh-Charakter“ erhöht. Laut Filmförderungsanstalt (FFA), Berlin, kamen 2007 125,4 Millionen Besucher in die Kinos. 11,3 Millionen Personen weniger als im Jahr zuvor. 

Auch der größte Plasmabildschirm oder Beamer in unseren Wohnzimmern kommt nicht gegen die Erlebniswelt Kino an. „Kino bleibt weiterhin die Nummer eins für den Film. Nicht nur wegen des herausragenden Erlebnisses in Bild und Ton, sondern auch durch den Premieren- und Eventcharakter. Die Kinobetreiber entwickeln ihre Häuser zunehmend wieder zu Filmtheater, in denen sich die Besucher als Gast wohl fühlen. Beim Kino geht es mehr um das Ausgehen, um das gemeinsame Erleben. Deshalb steht dem Lichtspielhaus auch langfristig eine gute Zukunft bevor. Wenn sich die Branchenteilnehmer auf die Rahmenbedingungen der Digitalisierung geeinigt haben, wird das Medium Kino weiterhin auch die technische Führung übernehmen können. Dadurch werden neben dem Film zunehmend alternative Inhalte ihren Weg ins Kino finden“, erklärt Timo Busch, Geschäftsführer Moviemedia Gruppe.

Durch die großen Kinoketten ist der Markt der Kinokundenmagazine von zwei großen Titeln geprägt. Kleinere Kinos wie zum Beispiel Kinokult e.V., Ludwigsburg, die jahrelang Herausgeber des Magazins ‚Scala’ waren, stellten auf Grund des mangelhaften Anzeigengeschäfts ihren Titel im September 2007 ein und beschränken sich heute nur noch auf eine reine Programmvorschau.

Die sogenannten Big-Player im Markt der Kinokundenmagazine sind ‚Treffpunkt Kino’ von der Entertainment Media, München,  und ‚Kino & Co’ von der Moviemedia Gruppe. Beide Magazine kommen zusammen auf eine verbreitete Auflage von über 1,3 Millionen Exemplaren und decken den Markt in den großen Multiplex-Kinos ab. In individualisierten Versionen werden die Magazine ihren Partnern angeboten.

Die Qualität muss stimmen

Viel Wert wird auf die Qualität der Objekte gelegt. Dazu Busch: „Bis zum Frühjahr letzten Jahres haben wir mit der österreichischen Mediengruppe Styria eine gemeinsame Redaktion in Wien betrieben. Wir haben uns dann entschieden, eigenständige Strukturen in Köln aufzubauen. Für uns ist das Thema Content absolutes Hoheitsgebiet des Hauses, darum holen wir nach und nach sämtliche an Dritte vergebene Aufgaben wieder zu uns zurück. Für die Qualität und Unabhängigkeit unserer Medien ist das ein ganz entscheidender Faktor. Auch die rechtliche Komponente spielt dabei eine große Rolle: Gerade beim Thema Film bieten sich unendliche Möglichkeiten zur Verwertung der Inhalte – hier müssen wir sämtliche Rechte an unserer Arbeit bei uns haben. Zwar funktionieren wir, etwa für UCI und Cineplex wie ein klassisches Kundenmagazin, verstehen uns aber journalistisch und verlegerisch wie eine unabhängige Zeitschrift.“

Nur Print allein reicht nicht mehr

Nach eigenen Angaben ist ‚Treffpunkt Kino’ Europas größtes Filmmagazin. Neben der Printausgabe wird das E-Journal ‚Kino Live’, welches wöchentlich an 386.000 Abonnenten via Mail verschickt wird, sowie das Portal www.kino.de angeboten, sodass nach Verlagsangaben nahezu jeder Kinogänger in Deutschland erreicht wird.

Im Frühjahr dieses Jahres wird die Moviemedia Gruppe eine Offensive starten und gleich drei digitale Line Extensions von ‚Kino & Co’ anbieten: Das Portal ‚Kino & Co online’, das IP-TV-Format ‚Kino & Co web-tv’ und den wöchentlichen Infodienst ‚Kino & Co update’. „Eine bloße Abbildung einer Zeitschrift im Internet halten wir für wenig nützlich, selbst wenn man interaktive oder multimediale Medien damit verknüpft. Das zeigen die Zahlen der Versuche unserer Wettbewerber in diesem Bereich. Wir glauben, dass jedes Medium seine eigenen Darstellungsformen braucht. Und das Internet ist eben ein Medium, das anders aufgebaut werden muss – als ein Magazin. Für die Zukunft wird in unserem Unternehmensverbund das Thema Dialog immer wichtiger. Aus diesem Grund starten wir mit ‚Movies and more’ ein Multi-Channel-Dialoginstrument“, erklärt Busch.

Anzeigenmarketing immer wichtiger

Die Moviemedia Gruppe baute 2007 zusammen mit WerbeWeischer eine zentrale Vermarktungsorganisation auf. Timo Busch: „’Kino & Co’ selbst gewinnt immer mehr Kunden aus dem Markenartikel-Umfeld. Viele Partner, die mit uns große Promotion-Aktionen durchgeführt haben, die wir individuell gemeinsam mit den Kunden entwickeln, sind mit den Erfolgen sehr zufrieden.“ Der Titel finanziert sich nahezu vollständig durch Anzeigen. Ergänzend Busch: „Wir richten uns im Vertrieb konsequent auf den Vertriebskanal Kino aus. Insbesondere mit der Line Extension ‚Kino & Co movietipp’ gehen wir aber auch andere Wege und distribuieren das Pocket-Magazin im DIN A6-Format über affine Verteilerstellen - zum Beispiel in der Szene-Gastronomie oder an Schulen und Universitäten.“


Musikmarkt: Raubkopien und Downloads prägen den Markt

Richtig zur Sache geht es im Musikmarkt. Der globale Musikmarkt verzeichnete lauf G+J Branchenbild ‚Musik- und Videomarkt’ in den letzten sechs Jahren einen Absatzverlust von 29 Prozent auf 1,75 Milliarden verkaufte CDs. Der Umsatz fiel im gleichen Zeitraum um 21 Prozent auf 31,8 Milliarden US-Dollar zurück (Jahr: 2006). In Deutschland ging der Umsatz mit Bild- und Tonträger 2006 um 2,4 Prozent auf rund 1,71 Milliarden Euro zurück, damit setzt sich zum neunten Mal in Folge die negative Branchenentwicklung fort. Die Rückgänge beim Verkauf von CDs werden nicht annähernd durch kostenpflichtige Downloads von Musikstücken kompensiert. Vor allem die fehlende Standardisierung beziehungsweise vollständige Aufhebung des Kopierschutzes wird als wesentliches Problem gesehen. Zugleich vermarkten immer mehr Künstler ihre Musik ohne Einbeziehung der Labels im Internet oder via Konzertagentur. Die größte Branchenherausforderung bleiben die illegalen Raubkopien. Laut GfK-Brennerstudie gibt es in Deutschland rund 22 Millionen Konsumenten, die Musik brennen. Der Bundesverband Musikindustrie, der bislang Zahlen für 2007 nicht veröffentlichte, beziffert den Wert von Raubkopien und Online-Piraterie für 2006 mit rund 620 Millionen Euro, dies entspricht einem Anteil von 36 Prozent am aktuellen Branchenumsatz. Die Musikbranche erwartet für das Jahr 2007 einen Marktrückgang von sechs Prozent.

Dass dieser Markt sehr schwierig ist und die Magazine als Kundenbindungsinstrument nur mit einem professionellen Konzept, welches maßgeschneidert auf Zielgruppe zugeschnitten ist, eine Chance haben, musste der Titel ‚MusicPrint’ erfahren. Der Kölner Verlag G+W produzierte das Kundenmagazin über acht Jahre für die Drogeriemarktkette Müller. Der Titel erschien monatlich in einer Auflage von 200.000 Exemplaren in über 200 Müller-Filialen. Ab Oktober 2006 wagte ‚MusicPrint’ den Schritt an den Kiosk und wurde zum Dumpingpreis von einem Euro angeboten. Letztlich „überlebte“ der Titel gerade einmal ein viertel Jahr im klassischen Pressemarkt und wurde dann vom Markt genommen. 

Das verdeutlicht einmal mehr, dass die Kundenmagazine im Musikbereich von der journalistischen Qualität genauso hoch angesiedelt sind, wie die klassischen Musikmagazine am Kiosk, die seit Jahren laut IVW Auflageneinbußen hinnehmen müssen. Zwei erfolgreiche Kundenmagazine in diesem Bereich sind das ‚WOM Magazin’ und ‚KlassikAkzente’:

‚WOM Magazin’ setzt auf Off- und Online

Eine Chance für die Musikindustrie und ihre Handelspartner sind gut gemachte Kundenmagazine, um so Musikinteressierte in die Läden zu locken und zu binden. Ein gutes Beispiel dafür ist das Musikmagazin ‚WOM Magazin’, das von WOM Media Network, Essen, herausgegeben und vom Hamburger b&d media Network AG produziert wird. Es  konnte nach eigenen Angaben auch im Jahr 2007 seinen Status als meistgelesene Musikzeitschrift behaupten. Dass der Musikmarkt nach wie schwierig sein wird, bestätigt auch Maren-Kristin Hein, Senior Manager Production vom WOM Media Network: „Der stetige Abwärtstrend der letzten Jahre ist bekannt, leider hatte man der Entwicklung durch das Internet nichts entgegen zu setzen. Der Trend wird eine parallele Welt von Off- und Online Produkten sein, wobei sich der Schwerpunkt möglicherweise in Richtung Online verschieben wird.“ Bei dem Magazin wird sehr viel Wert auf journalistische und optische Qualität gesetzt. Neben der Printversion wird Online unter www.wom.de die „Spiegelung der Offline-Inhalte“ angeboten. „Auch hier sehen wir Parallel-Welten. Ein Printmagazin, das online durch ein E-Magazin oder andere Features wie Song Snippets unterstützt wird.“

Konzentration auf einen Musikbereich – ‚KlassikAkzente’

Auf den Klassikbereich konzentriert sich das Magazin ‚KlasssikAkzente’ von Universal Classics, Berlin. Andreas Kluge, Chefredakteur ‚KlassikAkzente’: „Die klassische Branche ist wieder selbstbewusster und kreativer geworden. Es gibt zwei grundlegende Richtungen, zum einen die moderne zeitgeist-innovative, zum anderen die traditionell-puristische. Beide zusammen prägen das aktuelle Bild des Klassikmarktes.“ Neben der Printausgabe, die viermal im Jahr erscheint, wird ein wöchentliches Online-Magazin (www.klassikakzente.de) publiziert. Außer im Handel wird das Magazin auch bei Festivals und Konzerten der Universal Classics Superstars distribuiert.

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(bmw) 13.02.2008

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