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Montag, 20. Mai 2024

Buchhandelsmagazine: Individualisierter Durchblick durch den Bücher-Dschungel

Die Faszination des gedruckten Wortes ist ungebrochen und Buchhandlungen bieten mit ihrer Sortimentsbreite eine Produktvielfalt an, die jeden Lesegeschmack abdeckt. Der Buchmarkt stagniert seit Jahren auf hohem Niveau und die drei großen Finalisten wie Thalia, Deutsche Buchhandelsgesellschaft (DBH), Hugendubel und Weiland mischen den Markt kräftig auf. So wird die Douglas-Buchhandelskette Thalia ab Februar 2008 die Buchabteilungen in den 89 Karstadt-Warenhäusern übernehmen. Die Kooperation ist zunächst auf zehn Jahre angelegt und ab Juli 2007 wird die Partnerschaft in fünf Pilotfilialen gestartet. Die Pläne der beiden Konzerne müssen noch von den Kartellbehörden genehmigt werden. Bereits vor einiger Zeit hatte der Karstadt-Konzern die Herausgabe seines Kundentitels ‚Libellus' für die Buchabteilungen von Karstadt und Hertie eingestellt.

 „Der Trend geht dahin, dass die großen Filialisten immer mehr vom Markt durch Aufkäufe oder Verdrängung für sich beanspruchen, sodass der mittelständische Buchhandel zunehmend unter Druck gerät“, meint Matthias Ernst, Projektleitung Buchwerbung der Neun, München. Die Auswirkungen des veränderten Mediennutzungsverhaltens vor allem bei den Jugendlichen sieht Matthias Ernst differenziert: „Junge Menschen müssen gezielt die Vorteile des Mediums Buch vermittelt bekommen. Nur so werden sie auch die Kunden von morgen. Eine Veränderung in der Kernzielgruppe gibt es jedoch nicht, denn die ist zu 70 Prozent weiblich und im Durchschnitt 45 Jahre alt, hat einen hohen Bildungsstandard und verfügt über ein hohes Familieneinkommen. Der Männeranteil liegt dagegen bei 30 Prozent und ist mit 50 Jahren deutlich älter.“

Um ihre Kunden „bei der Stange“ zu halten, investieren die Buchhandlungen in die Stammkundenbindung und setzen verstärkt Kundenmagazine ein. Folglich haben Buchhandelsmagazine einen großen Stellenwert in der Branche.

Umsatzzahlen stagnieren auf hohem Niveau

Zum dritten Mal in Folge konnte sich der Buchmarkt nach Schätzungen des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Frankfurt, im vergangen Jahr  über ein leichtes Plus freuen. Im Jahr 2005 erwirtschaftete der deutsche Buchmarkt ein geschätztes Gesamtvolumen von rund 9,2 Milliarden Euro zu Endverbraucherpreisen. Im Vorjahresvergleich ist das ein Plus von 0,9 Prozent.

Der bedeutendste Vertriebsweg für Bücher ist nach wie vor der Sortiments-buchhandel, der mit einem geschätzten Umsatz von fünf Milliarden Euro 54,8 Prozent des gesamten Buchumsatzes ausmacht. Auf den zweiten Rang folgt der Direktvertrieb der Verlage an Endkunden mit 17,6 Prozent beziehungsweise 1,6 Millionen Euro. Auf den Versandbuchhandel, der das Internet mit einschließt, entfallen 11,2 Prozent des Umsatzes oder eine Milliarde Euro. Die Warenhäuser erreichen mit 400.000 Millionen Euro einen Umsatzanteil von 4,3 Prozent und die Buchgemeinschaften mit 290.000 Millionen Euro 3,3 Prozent. Mit 8,9 Prozent (810.000 Millionen Euro) sind die sonstigen Verkaufsstellen am Gesamtumsatz beteiligt.

„Zum leichten Plus hat insbesondere der steigende Absatz von Romanen beigetragen. Im Trend liegen außerdem nach wie vor Kinder- und Jugendbücher und das Hörbuch. Der Verkauf über das Internet stieg in den vergangenen Jahren stetig bis auf rund sieben Prozent vom Gesamtumsatz der Buchbranche. Die Steigerungsraten sind aber längst nicht mehr so hoch wie noch vor fünf Jahren. Das geht insbesondere auf Kosten des klassischen Sortimentsbuchhandels, der sich zudem im vergangen Jahr mit einem starken Konzentrationsprozess auseinandersetzen musste“, erklärt Irene Nießen, Chefredakteurin ‚Buchjournal’. Das Buchhandelsmagazin wird vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels herausgegeben.

Neben aktuellen Büchertipps ist journalistische Qualität gefragt

Die Vielzahl der angebotenen Buchhandelskundenmagazine setzt neben einer Vielzahl von Vorstellungen von Neuerscheinungen und Büchertipps, zunehmend auch auf anspruchsvolle Hintergrundinformationen wie Reportagen, Autorenporträts und Interviews. Nießen: „Das ‚Buchjournal’ wurde 2004 einem umfangreichen Relaunch unterzogen. Ziel war es, das Heft zu einem hochwertigen und modernen Kundenmagazin weiterzuentwickeln, das sich sowohl inhaltlich als auch bildlich am Heftauftritt moderner Kioskmagazine orientiert.“ Das Magazin wird von mehr als 2.500 Buchhandlungen gekauft, die das Magazin als kostenloses Kundenmagazin einsetzen.

Verlagseigene Kundenmagazine versus Spezial Interest

Der Großteil der Buchhandelskundenmagazine wird von externen Dienstleistern  den Handelsunternehmen als Kundenbindungsinstrument angeboten. „Bei den Buchhandelsmagazinen muss man differenzieren zwischen den verlagseigenen Kundenmagazinen und den Special Interest Magazinen, wo unabhängige Redaktionen dahinter stehen. Die Vielzahl der Special Interest Magazine für den Buchhandel haben zugenommen, hingegen sind die verlagseigenen Magazine rückläufig“, erklärt Kerstin Reitze de la Maza, Werbeleiterin der Rowohlt Verlagd, Reinbek. Der Verlag nahe Hamburg produziert inhouse die ‚rowohlt revue’ sowie für kleinen Leser das ‚fuxx magazin’. Beide Publikationen werden Buchhandlungen kostenlos zur Verfügung gestellt.

Die Dienstleister bieten bei der Produktion der Buchhandels-kundenmagazine ihren Partnerbuchhandlungen eine Vielzahl an Individualisierungsmöglichkeiten an. „Der Trend geht generell zur Selbstdarstellung der Buchhandlung vor Ort. Mit unserem Titel 'buchSzene' bieten wir viele Möglichkeiten durch unser Baukastensystem“, sagt Projektleiter Ernst von Buchwerbung der Neun. ‚buchSzene’ bietet seinen Teilnehmern acht Seiten im Innenteil sowie drei Seiten des Umschlags zur Individualisierung an, die die Buchhandlung in Eigenregie gestalten kann. Neben  ‚buchSzene’ bietet der Münchener Dienstleister seinen Buchhandelspartnern noch die Spezial Interest-Magazine ‚HörBuch’, ‚Reiseziele’, ‚Einfach Klasse’ und ‚Outdoor’ an. Die Partner beziehen die Magazine von Buchwerbung der Neun kostenpflichtig und geben sie an ihre Kunden kostenlos weiter. Darüber hinaus produziert der Dienstleister speziell für den Bahnhofsbuchhandel den Titel ‚Lesewelten’ und produziert für Thalia Service, Hagen, das ‚Thalia Magazin’. Die Douglas-Buchhandelskette setzt für ihr Hörbuchsortiment auch das Buchwerbung der Neun-Magazin ‚HörBuch’ mit eigener Covergestaltung ein.

Individualisierungs-Möglichkeiten von A bis Z

Ein weiterer Münchener CP-Dienstleister, Rossipaul Kommunikation, bietet seinen Buchhandelspartnern neben dem Kundenmagazin ‚die neuen bücher’ die Community-Publishing-Produkte ‚TaschenbuchMagazin’, ‚Frauen Lesemagazin’, ‚Reiselust’, ‚LebensWert’, ‚ecco’ und ‚Logisch lernen!’ an. Die Individualisierungsmöglichkeiten gehen vom Umhefter über die eigene Umschlaggestaltung, individuellem Vorwort bis hin zum individualisierten Innenteil. So wird das Kundenmagazin ‚die neuen bücher’ vom österreichischen Buchhandelsfinalisten Morawa Buch- und Medien-Gruppe unter dem Titel ‚treffpunkt’ vertrieben und von der Buchhandlung Weiland unter dem Titel ‚Weiland’ angeboten. Die Titel ‚Reiselust’ und ‚LebensWert’ finden sich bei der Buchhandlung Buchhabel mit den Titelnamen ‚ich reise!’ und ‚ich lebe!’.

Newcomer startet Marktoffensive

Erstmals im März 2007 erschienen ist das Buchhandelsmagazin ‚Seite 4’. Herausgegeben wird der Titel von VVA Media, Zürich. Das Magazin wird viermal im Jahr unter dem Titel ‚Bücher entdecken’ für die Schweizer Thalia Buchhandlungen produziert. Das Magazinkonzept setzt auf unterschiedliche regionale Schwerpunkte und Versionen für die Schweiz, Österreich und Deutschland. Bislang wandern 90.000 Exemplare in den deutschen, österreichischen und Schweizer Buchhandel, jedoch der Großteil der Auflage wird als Beilage über reichweiten- und auflagenstarken Tageszeitungen generiert. VVA Media-Geschäftsführer René Frey zum Vertriebskonzept: „ ‚Seite 4’ ist nicht nur ein Buchhandelsmagazin, sondern auch eine Literaturbeilage mehrerer Zeitungen. Der Handel profitiert von der Glaubwürdigkeit der Zeitungsmarke und kann seinen Kunden etwas mit einem richtigen und vom Konsumenten anerkannten Mehrwert bieten.“ Der Zürcher Manager meint zur Marktsituation: „Im Moment scheint es ein Überangebot an PR-Buchhandelsmagazinen zu geben. In Deutschland gibt es mehrere starke Mitbewerber und auch die Monopolsituation in der Schweiz hat sich zerschlagen. Die Kundenmagazine der großen Ketten saugen wohl viel Geld aus dem Markt, doch haben sie einen fragwürdigen Nutzen für den Konsumenten. Es gibt immer mehr Magazine, doch sie gleichen sich wie ein Ei dem anderen. Austauschbar mit kaum glaubwürdigen Inhalten, öfters mal neu layooutet unter dem Motto ‚alter Wein in neuen Schläuchen’. Auch konzeptionell ist nichts Neues auf den Markt gekommen.“ VVA Media Zürich hat große Pläne mit ihrem Titel ‚Seite 4’, im Visier ist ein „konsequenter Aufbau der Auflage“ im Buchhandel und in Vorbereitung ist der Ausbau in Deutschland auf vier bis sechs regionalisierte Ausgaben im zweiten Halbjahr 2007. Auch multimedial will das Magazin neue Wege gehen, die mit der Sommerausgabe startet und ab Herbst großflächig vonstatten gehen soll. Wie? Wird bislang noch nicht verraten. „Ganz klar ist, ‚Seite 4’ wird überraschen und auch hier neue Wege gehen“, sagt Frey.

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(bmw) 15.05.2007

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