Lesetipps

Donnerstag, 16. Mai 2024

ESG-Berichterstattung im DAX und MDAX noch häufig mangelhaft

%%%ESG-Berichterstattung im DAX und MDAX noch häufig mangelhaft%%%

Gesamtsieger Merck, Wirecard auf drittletztem Rang

Bei der ESG-Berichterstattung der Unternehmen aus DAX und MDAX ist noch eine Menge Luft nach oben. So ein Ergebnis des ESG-MONITORS 2020 von der Investor Relations Agentur cometis und der Sozial- und Wirtschaftsforschung Kohorten.

Untersucht wurde die Nachhaltigkeitsberichterstattung von 87 berichtspflichtigen DAX- und MDAX-Unternehmen zum Geschäftsjahr 2018. „Es ist nicht leicht, ein gutes ESG-Reporting aufzubauen. Die Qualität der offengelegten Informationen ist immer noch häufig mangelhaft. Die Berichte sind kaum vergleichbar. Dadurch entsteht Raum für Verschleierungen und Schönfärbereien", so Michael Diegelmann, Vorstand von cometis.

Viel Imagepflege, wenig Bezug auf Geschäftstätigkeit

ESG, so die Forscher, wird vor allem als Möglichkeit gesehen, ein gutes Image aufzubauen. Der Bezug zur Geschäftstätigkeit ist oft noch sehr gering. So könnten Investoren nicht finanzielle Risiken von Unternehmen nur schwer identifizieren. Fortschritte würden sich aber bei den ESG-Strukturen innerhalb der Unternehmen zeigen, viele Unternehmen hätten mittlerweile spezielle ESG-Gremien geschaffen und neue Berichtslinien definiert.

Entwicklungsfähig sei zudem die Kommunikation darüber, inwieweit frühere ESG-Ziele erreicht wurden. Mögliche Kontroversen oder Dilemmata, wie zum Beispiel Probleme mit der Kontrolle von Lieferketten, bleiben in den Berichten oft unerwähnt. Und auch die Governance-Strukturen stellen die Berichte häufig nur unzureichend dar. Wie wichtig eine gute Governance ist, zeige aktuell der Fall Wirecard.

Auch bei der Angabe quantifizierbarer Daten bestehen oftmals noch große Defizite. So liefern nur zwei Drittel (67 Prozent) der Berichte absolute Zahlen zum CO2-Ausstoß und nur rund ein Fünftel zur Inklusion (22 Prozent) sowie zur Angemessenheit von Löhnen und Gehältern (17 Prozent). Unvorteilhafte Daten verschweigen die Unternehmen, statt Probleme und mögliche Lösungen transparent zu machen.

Ariane Hofstetter, Geschäftsführerin von Kohorten: „Es hat sich deutlich gezeigt, dass alle Akteure ihre grundsätzlichen Probleme noch nicht lösen konnten. Eine branchenspezifische Nachhaltigkeitsdefinition fehlt noch. Ratingagenturen setzen unterschiedliche Schwerpunkte oder verwenden gleichmacherische Standards. Und die Emittenten neigen dazu, sich unterschiedlicher, für sie vorteilhafter Interpretationen zu bedienen.“

Eigenständige Nachhaltigkeitsberichte schneiden besser ab

Von den 87 Unternehmen veröffentlichten 33 einen separaten nicht finanziellen Bericht, 28 eine nicht finanzielle Erklärung im Geschäftsbericht und 26 beide Varianten.

Die Integration von ESG-Informationen in den Geschäftsbericht sei oftmals noch unzureichend. Hier würden wenige ESG-Themen angesprochen oder nur diffus beleuchtet. Die separat veröffentlichten nicht finanziellen Berichte (durchschnittlich 51 von 91 möglichen Punkten) überzeugten mit durchschnittlich 33 von 91 möglichen Punkten.

Ranking: Gesamtsieger Merck, Wirecard auf drittletztem Rang

Bei den separaten Nachhaltigkeitsberichten aus DAX und MDAX überzeugt die Deutsche Wohnen mit den besten Inhalten, knapp vor Gesamtsieger Merck. Münchener Rück und Telefónica Deutschland punkteten mit der Gestaltung ihrer Berichte.

Bei den integrierten Nachhaltigkeitserklärungen aus DAX und MDAX hieß der Inhalts-Sieger BASF. Gesamtsieger Siltronic erzielte die höchste Punktzahl bei der grafischen Aufbereitung.

Gesamtsieger: Beste (separate) Nachhaltigkeitsberichte (DAX und MDAX)

  1. Merck (77/91)
  2. Münchener Rück (76/91)
  3. Deutsche Post (74/91)
  4. Deutsche Wohnen (72/91)
  5. Evonik (71/91)

Gesamtsieger: Beste (integrierte) Nachhaltigkeitserklärungen (DAX und MDAX)

  1. Siltronic (64/91)
  2. K+S (58/91)
  3. Airbus (58/91)
  4. Puma (56/91)
  5. BASF (55/91)

Michael Diegelmann, Vorstand der cometis AG, kommentiert: „Einige Unternehmen nehmen ESG bereits sehr ernst und haben ein starkes Reporting aufgebaut. Allerdings bleiben die meisten Unternehmen hinter den Anforderungen zurück. Dort besteht die Gefahr, dass Investoren, Kunden oder Geschäftspartner sich mittel- bis langfristig von diesen Unternehmen abwenden.“

Grundlage der Studie ist das Datenerfassungstool des ESG-MONITORS 2020. Bewertet wurde die nichtfinanzielle Berichterstattung von 87 Unternehmen aus den Aktienindizes DAX und MDAX der Deutschen Börse AG (Stichtag: 31. Dezember 2019), die gesetzlich zur Vorlage einer nichtfinanziellen Konzernerklärung für das Geschäftsjahr 2018 verpflichtet waren. Untersucht wurden rund 180 ESG-Merkmale aus den Bereichen Messbarkeit, Transparenz, Vergleichbarkeit und Angemessenheit der ESG-Berichterstattung. Für das Ranking wurden drei Teilkategorien gebildet: Angabe materieller Anforderungen, Allgemeine Berichtsqualität sowie Qualität der Gestaltung.

Zum ESG-MONITOR 2020 Ranking...


zurück

(bmw) 08.07.2020


Druckansicht

Artikel empfehlen


CP Guide

Top-Dienstleister für Content Marketing































































































































































































































































































     

Printausgabe