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Donnerstag, 18. April 2024

„Ohne guten Journalismus ist Demokratie nicht denkbar“

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Gruner + Jahr vergibt zum zehnten Mal den Henri Nannen Preis

Zum zehnten Mal hat Gruner + Jahr journalistische Bestleistungen ausgezeichnet, zum zweiten Mal wurden der Henri Nannen Preis vor rund 1.200 Gäste aus Medien, Kultur, Politik und Wirtschaft in der Kulturfabrik Kampnagel vergeben.

Die Künstlerin Miyoko Shida sorgte zum Auftakt der festlichen Zeremonie mit ihrer Darbietung „Sanddornbalance“ für Ruhe und Konzentration. Nach diesem fragilen, meditativen Akt trat Dominique Horwitz als Conférencier in die Manege, durchbrach die Stille und führte mit spitzer Zunge durch das Programm.

Julia Jäckel, Vorstandsvorsitzende von Gruner + Jahr, erinnerte an die Leistungen des Journalismus im vergangenen Jahr bei der Aufklärung der NSA-Affäre durch Edward Snowden, der Steuerhinterziehung von Uli Hoeneß und der Hintergründe um den Kunstsammler Cornelius Gurlitt. „Ohne guten Journalismus ist Demokratie nicht denkbar“, so Jäckel.

Miyoko Shida Rigolo, © Frank Waberseck 


Und das sind die Henri-Preisträger 2014:

Mit dem Henri Nannen Preis für die beste Reportage wurde Özlem Gezer für „Gurlitt – Die Liebe seines Lebens" ausgezeichnet. Die SPIEGEL-Redakteurin war die einzige Journalistin, der Cornelius Gurlitt Einblick in sein Leben gewährte. Die Jurybegründung: „Mit ihrem großartigen Psychogramm des Münchner Kunstsammlers ist Gezer ein Meisterstück gelungen, einfühlsam beobachtet, präzise und wertfrei formuliert.“

In der Kategorie Dokumentation ging der Henri an Malte Henk für „Nennt uns bloß nicht Helden". Sein in GEO veröffentlichtes Porträt des Internationalen Roten Kreuzes lebt vor allem davon, dass der Autor der Organisation so nah gekommen ist wie kaum ein Journalist zuvor. Der Leser erhält Einblicke in eine Institution zwischen Heldenmut und Selbstzweifeln.

(v.l.n.r.) Oeslem Gezer wurde ausgezeichnet in der Kategorie Reportage für „Gurlitt – Die Liebe seines Lebens" und Laura Poitras erhielt den Preis für die Pressefreiheit, © Frank Waberseck 

Den Preis für die beste investigative Leistung erhielten Jacob Appelbaum, Nikolaus Blome, Hubert Gude, Ralf Neukirch, René Pfister, Laura Poitras, Marcel Rosenbach, Jörg Schindler, Gregor Peter Schmitz und Holger Stark vom SPIEGEL für die Beiträge „Kanzler-Handy im US-Visier?"/ „Der unheimliche Freund". Ihre Recherchen verwandelten ein paar Zahlencodes in einem NSA-Dokument in eine politische Bombe. Die Jury würdigt damit „eine investigative Leistung von weltpolitischer Dimension“.

Wolfgang Uchatius, der Preisträger in der Kategorie Essay, untermauert in „Soll ich wählen oder shoppen?" seine These, heutzutage habe nicht der Wähler, sondern der Konsument mehr politische Macht. Die Jury würdigt damit einen Essay, an dessen Ende auch Skeptiker verblüfft feststellen können, dass sie die kühne These des Autors durchaus plausibel finden.

Der Henri Nannen Preis in der Kategorie Foto-Reportage ging an Moises Saman und seine Fotoreportage „Im Reich des Todes" über Folterlager im Sinai, veröffentlicht im Magazin der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Dazu sagt die Jury „Dem Mut des Fotoreporters haben wir es zu verdanken, Bilder aus einer Welt zu sehen, die uns bisher verborgen geblieben ist. Solche Bilder zu veröffentlichen, muss den Medien eine Notwendigkeit sein - sie auszuzeichnen, ist der Jury des Henri Nannen Preises eine Ehre."

SÜDDEUTSCHE ZEITUNG MAGAZIN / © Moises Samam 

Lebenswerkpreisträger ist der französische Politologe und Publizist Alfred Grosser. Die Laudatio hielt Ursula von der Leyen, Bundesministerin der Verteidigung. Grosser engagiert sich seit Jahren für die deutsch-französische Verständigung. Er schrieb und veröffentlichte unzählige Artikel sowie mehr als 30 Bücher.

Alfred Grosser wurde am 1. Februar 1925 in Frankfurt am Main geboren. 1933 sah sich seine Familie gezwungen, aufgrund ihrer jüdischen Herkunft nach Frankreich zu emigrieren. 1937 wurde Alfred Grosser französischer Staatsbürger und brach zehn Jahre später auf, um das zerstörte Deutschland zu besuchen. Für französische Zeitungen und Zeitschriften berichtete er aus seinem Geburtsland. Grosser ist Prof. em. am Institut d'études politiques in Paris und Präsident des CIRAC (Centre d'information et de recherche sur l'Allemagne contemporaire). Er lebt in Paris.

Preisträgerin für den besonderen Einsatz für die Pressefreiheit ist die US-Journalistin Laura Poitras. Die vielfach ausgezeichnete Dokumentarfilmregisseurin und -produzentin beschäftigt sich seit Längerem mit der Arbeit der US-Geheimdienste. Als sich der ehemalige NSA-Mitarbeiter Edward Snowden an sie wandte, ging sie als erste seiner Geschichte nach. Sie war maßgeblich an der Erstveröffentlichung der NSA-Dokumente beteiligt. Und irgendwie war es G+J gelungen, zur Überraschung der Preisträgerin und des Publikums, dem früheren US-Geheimdienstmitarbeiter Snowden per Videoeinspielungen Gelegenheit zu geben, sich bei Poitras für ihre „riskante und gefährliche Arbeit“ zu bedanken.

Videobotschaft von Edward Snowden, © babiratpicture 

Laura Poitras wurde 1964 in Boston, Massachusetts geboren und studierte am San Francisco Art Institute und der New School in New York. Seither hat sie fünf Filme gedreht, zuletzt „The Oath" über den Guantanamo-Häftling Salim Hamdan. Poitras ist eine der Initiatoren der Freedom of the Press Foundation. Seit Februar 2014 ist sie gemeinsam mit Glenn Greenwald und Jeremy Scahill für das Medium "The Intercept" tätig, das die drei gemeinsam gründeten.
   

Weitere Informationen unter henri-nannen-preis.de





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(bmw) 19.05.2014


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